Konferenz 2018

 

Vom 09. bis 11. November 2018 findet in Marburg eine Aktivierungskonferenz zur feministischen und kommunistischen Kritik des Islamismus und der völkischen Rechten statt.

Für dieses Vorhaben wollen wir etwas ausprobieren: Wir möchten versuchen, dass auch Leute, die wir bislang nicht kennen, mit Beiträgen vertreten sind. Deswegen laden wir alle ein, die Interesse an Feminismus als Gesellschaftskritik haben! Wir wollen explizit verschiedene Leute ansprechen, die sich in ihrer Politgruppe, in ihrer Lohnarbeit, in ihrem Studium, in ihrer Gewerkschaft, in ihrer Initiative, in ihrer Stadtteilgruppe etc. mit den Themen Geschlechterverhältnis, Islamismus und/ oder völkische Rechte (und ihren Überschneidungen) auseinandergesetzt haben: Wir können nur weiterkommen, wenn wir feministisch miteinander streiten. Das heißt auch: Raus aus der Comfort Zone! Deshalb haben wir einen schicken Call for Participation entworfen:

Call for participation
Oder: Einladung, zur Konferenz des Bündnisses drift beizutragen

Wenn wir uns anschauen, was in der Welt so abgeht, stellen wir fest, wie weit wir von einer Welt entfernt sind, in der alle nach ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten gut leben können.
Die FeindInnen der Emanzipation sammeln sich und drängen darauf, rassistische Ungleichheiten – meist durch die Ethnisierung sozialer Konflikte – zu verschärfen, Menschen einer rigiden Sexualmoral zu unterwerfen, ihnen ihre (fundamentalistischen) religiösen Dogmen aufzuzwingen und erkämpfte Arbeitsrechte zu beschneiden. Die unverstandenen Umwälzungen befeuern antisemitische Verschwörungsideologien. Der Stand der Dinge im beginnenden 21. Jahrhundert: Tagtäglich wird Leid produziert und werden Menschenleben ausgelöscht.

Als Bündnis drift* gehen wir in globaler Perspektive von einer Doppelbewegung der modernen Antimoderne aus: Nationalismus und Islamismus. Damit meinen wir, dass diese beiden kein Rückfall in vergangene Zeiten sind, sondern als ein Produkt der modernen gesellschaftlichen, kapitalistischen Verhältnisse zu verstehen sind, in denen wir leben.
Beide sind ideologische Reaktionen auf fetischisierte ökonomische und soziale Krisenerfahrungen in einem Kapitalismus, der sich seit einigen Jahrzehnten in einer strukturellen Verwertungskrise befindet. Dies drückt sich aus in einer technologischen Produktivkraftentwicklung, die statt auf die Verwirklichung von Glück ohne Arbeit, auf eine weitere Brutalisierung der globalen patriarchalen Herrschaftsverhältnisse drängt. Die Folge sind Verwilderung von Arbeitsverhältnissen, Massenarbeitslosigkeit, die Fragmentierung bürgerlicher Staatlichkeit in weiten Teilen der Welt, insbesondere im nahen und mittleren Osten und autoritäre Krisenbewältigung in den kapitalistischen Kernländern. Der politische Liberalismus befindet sich in einer tiefen Krise, die Attraktivität des autoritär vereinnahmten Marxismus hat längst das Zeitliche gesegnet. So sind politische Machtvakuen entstanden, die die FeindInnen der Emanzipation aktuell – mit einigem Erfolg – zu füllen trachten.
Vor allem aber sind Islamismus und völkische Rechte beide autoritäre Bewegungen, die sich in ihrer permanenten Bedrohung für Frauen und LGBTI*Q ähneln: Patriarchale Herrschaft ist ihre grundlegende Schnittmenge. Beide eint die Sehnsucht nach einer militarisierten und omnipotenten Männlichkeit, die Rhetorik des heroischen Kampfes sowie die Verachtung für die historischen Errungenschaften der verschiedenen Frauenbewegungen. Kurzum: Sie sind sich so ähnlich, obwohl sie einander so verachten.

Zugleich aber stellen wir fest: Es gibt eine Konjunktur der Auflehnung und des Widerstands. Auf der ganzen Welt finden starke feministische Proteste statt: Auf der Straße (Demos in Argentinien, Irland, Polen gegen Abtreibungsverbote, Proteste gegen Kopftuchzwang und Patriarchat im Iran, gegen homophobe FamilienfanatikerInnen der manif pour tous in Frankreich etc.) und an anderen Orten der Öffentlichkeit (Internetkampagnen wie #metoo) und es kommt zu vielversprechenden juristischen Auseinandersetzungen (seit letztem Sommer ist endlich auch in Deutschland die Homo-Ehe möglich, im Personenstand wird bald ein drittes Geschlecht eintragbar sein und der §219a wird – wahrscheinlich – in seiner jetzigen Form gekippt werden).

Unsere Einschätzung: Die stärkste Kraft, die gerade vehement für eine Gesellschaft eintritt, in der alle ohne Angst verschieden sein können, ist der Feminismus. Wir sagen: Feminismus ist gerade der einzige wirksame Hebel, um den regressiven Vergemeinschaftsideologien entgegen zu treten!

Im Herbst werden wir eine dreitägige Konferenz veranstalten, um unterschiedliche linke Feminist*innen zusammenzubringen und neue inhaltliche und strategische Perspektiven zu entwickeln. Dabei wollen wir euch zunächst einladen, mit uns unsere Position zu diskutieren. Am zweiten Tag wird es Vorträge und Workshops geben. Am dritten Tag wollen wir uns über praktische Perspektiven austauschen, wobei verschiedene Initiativen, Gruppen und Einzelpersonen ihre Ansätze vorstellen. Außerdem soll es eine Podiums-Abschlussveranstaltung geben.

Wir wollen auf der Konferenz gegenseitig von Erfahrungen, unterschiedlichem Wissen und strategischen Perspektiven lernen und denken, dass das nur funktioniert, wenn wir Theorie und Praxis zusammen denken. Deswegen wollen wir Leute zusammenbringen und Vernetzung ermöglichen.

Für dieses Vorhaben wollen wir etwas ausprobieren: Wir möchten versuchen, dass auch Leute, die wir bislang nicht kennen, mit Beiträgen vertreten sind. Deswegen laden wir alle ein, die Interesse an Feminismus als Gesellschaftskritik haben! Wir wollen explizit verschiedene Leute ansprechen, die sich in ihrer Politgruppe, in ihrer Lohnarbeit, in ihrem Studium, in ihrer Gewerkschaft, in ihrer Initiative, in ihrer Stadtteilgruppe etc. mit den Themen Geschlechterverhältnis, Islamismus und/ oder völkische Rechte (und ihren Überschneidungen) auseinandergesetzt haben: Wir können nur weiterkommen, wenn wir feministisch miteinander streiten. Das heißt auch: Raus aus der Comfort Zone!

Wir würden uns über Beiträge zu folgenden Themen sehr freuen:
• feministische Kapitalismuskritik
• Religionskritik
• Homophobie/ Transfeindlichkeit
• Zugriff auf Körper von Frauen/ Körperpolitik (z.B. Abtreibungskämpfe)
• Verschränkungen von Antisemitismus/ Rassismus und Geschlechterverhältnis
• Antifeminismus als Schnittmenge von völkischen und fundamentalistischen Bewegungen (und Rest der Gesellschaft)
• Frauen als Akteurinnen der völkischen Rechten/ des Islamismus
• Geschlechterpolitik der völkischen Rechten
• Sexualitätsvorstellungen in der völkischen Rechten/ im Islamismus
• feministische Allianzen/ Bündnisperspektiven gegen Islamismus, völkischen Nationalismus, religiösen/ christlichen Fundamentalismus
• praktische Politik gegen Rassismus/ Islamismus/ rechte Gewalt/ Antisemitismus etc.

Wir wollen insbesondere Frauen dazu anregen, Beiträge einzusenden. Wir freuen uns über Recherche-Beträge, in denen es um Netzwerke geht ebenso wie über theoretische Inputs. Gerne hätten wir auch Vorträge mit internationalen Bezügen! Wir wünschen uns, dass die Referent*innen sich grundsätzlich für praktische Politik interessieren.
Vorgesehen ist, dass Beiträge divers, z.B. als Vorträge und Workshops aber auch als Ausstellungen oder Dokumentarfilm-Vorführungen, gestaltet werden können. Vorträge und Workshops sollen einen Umfang von einer halben Stunde bis zu zwei Stunden haben. Bitte schreibt uns bis zum 30.08.2018 an konferenz-anmeldung@feministdrift.org auf einer halben bis einer Seite, was ihr vortragen/ vorstellen wollt. Gerne hätten wir noch ein paar Angaben zu eurem politischen Background, also z.B. dem Zusammenschluss, in dem ihr aktiv seid. Die Konferenz soll am 09.11 bis 11.11.2018 in Marburg stattfinden. Fahrtkosten für Referent*innen können wir übernehmen.

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